Wie kommt es zum Grübelzwang?

„Grübelzwang“ ist ein dranghaftes, endlos erscheinendes Nachdenken über Probleme oder Sorgen. Oft liegt eine Angststörung oder Depression zugrunde, weshalb therapeutische Unterstützung sinnvoll sein kann.

Wissenschaftliche Studien | Hintergründe

Grübelzwang: Ein Überblick über die Forschung

Grübelzwang, auch bekannt als Rumination, ist ein kognitiver Prozess, der häufig mit Zwangsstörungen (OCD) in Verbindung gebracht wird. Es handelt sich um das wiederholte Analysieren von Problemen und Gefühlen der Bedrückung, was zur Aufrechterhaltung von Zwangssymptomen und depressiver Stimmung beitragen kann.

Rolle der Rumination bei Zwangsstörungen

Aufrechterhaltung von Symptomen: Rumination spielt eine bedeutende Rolle bei der Aufrechterhaltung von Zwangssymptomen und depressiver Stimmung. Studien zeigen, dass Rumination sowohl sofortige als auch mittelfristige Effekte auf die Intensität der Zwangssymptome und die Stimmung hat, wobei sie die Abnahme von Stress und den Drang zur Neutralisierung von Gedanken verzögert (Wahl et al., 2021; Kollárik et al., 2020).
Zusammenhang mit negativen Affekten: Rumination ist positiv mit der Schwere von Zwangssymptomen und negativen Affekten korreliert. Sie vermittelt die Beziehung zwischen gedanklichem Abschweifen und Zwangssymptomen, was darauf hindeutet, dass sie ein transdiagnostischer Risikofaktor ist (Wang et al., 2021).

Kognitive Modelle und Dimensionen

Kognitive Vulnerabilität: Rumination wird als ein kognitiver Vulnerabilitätsfaktor angesehen, der mit bestimmten Dimensionen von Zwangssymptomen, wie inakzeptablen Gedanken und Neutralisierung, in Verbindung steht. Diese Erkenntnisse unterstützen die Erweiterung kognitiver und metakognitiver Modelle von Zwangsstörungen (Raines et al., 2017; Wahl et al., 2011).
Symptomdimensionen: In der Forschung wurden verschiedene Dimensionen von Zwangssymptomen identifiziert, darunter auch Rumination. Diese Dimensionen helfen, die Vielfalt der Symptome innerhalb von Zwangsstörungen besser zu verstehen und zu klassifizieren (Denys et al., 2004; Oppen et al., 1995).

Therapeutische Ansätze

Emotionale Schematherapie: Diese Therapieform hat sich als wirksam erwiesen, um Rumination und extreme Verantwortlichkeit bei Patienten mit Zwangsstörungen zu reduzieren. Sie bietet einen vielversprechenden Ansatz zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Betroffenen (Ghovati et al., 2021).
Psychologische Interventionen: Zusätzliche psychologische Interventionen, die über die kognitive Verhaltenstherapie hinausgehen, könnten notwendig sein, um die Auswirkungen von Rumination auf Zwangssymptome zu adressieren (Wahl et al., 2021).

Herausforderungen und zukünftige Forschungsrichtungen

Mechanismen der Rumination: Weitere Forschung ist erforderlich, um die genauen Mechanismen zu verstehen, durch die Rumination Zwangssymptome beeinflusst. Dies könnte zur Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze führen (Kollárik et al., 2020).
Integration in bestehende Modelle: Die Integration von Rumination in bestehende kognitive und metakognitive Modelle von Zwangsstörungen könnte helfen, die Behandlung und das Verständnis dieser Störung zu verbessern (Raines et al., 2017; Wahl et al., 2011).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rumination eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung und Verschärfung von Zwangssymptomen spielt. Die Forschung legt nahe, dass gezielte therapeutische Ansätze, die Rumination adressieren, vielversprechend für die Behandlung von Zwangsstörungen sind.

Wissenschaftliche Studien

Wahl, K., Van Den Hout, M., Heinzel, C., Kollárik, M., Meyer, A., Benoy, C., Berberich, G., Domschke, K., Gloster, A., Gradwohl, G., Hofecker, M., Jähne, A., Koch, S., Külz, A., Moggi, F., Poppe, C., Riedel, A., Rufer, M., Stierle, C., Voderholzer, U., Walther, S., & Lieb, R. (2021). Rumination about obsessive symptoms and mood maintains obsessive-compulsive symptoms and depressed mood: An experimental study.. Journal of abnormal psychology, 130 5, 435-442. https://doi.org/10.1037/abn0000677

Raines, A., Vidaurri, D., Portero, A., & Schmidt, N. (2017). Associations between rumination and obsessive-compulsive symptom dimensions. Personality and Individual Differences, 113, 63-67. https://doi.org/10.1016/J.PAID.2017.03.001

Wahl, K., Ertle, A., Bohne, A., Zurowski, B., & Kordon, A. (2011). Relations between a ruminative thinking style and obsessive–compulsive symptoms in non-clinical samples. Anxiety, Stress, & Coping, 24, 217 – 225. https://doi.org/10.1080/10615806.2010.482985

Ghovati, A., Ahovan, M., Dehsorkh, F., & Farnoosh, M. (2021). The Effectiveness of Emotion Schema Therapy on Rumination and the Extreme accountability of patients with Obsessive-compulsive disorder. Psychosomatic Medicine, 16. https://doi.org/10.22051/PSY.2021.31187.2216

Wang, P., Cao, W., Chen, T., Gao, J., Liu, Y., Yang, X., Meng, F., Sun, J., & Li, Z. (2021). Mediating Role of Rumination and Negative Affect in the Effect of Mind-Wandering on Symptoms in Patients With Obsessive-Compulsive Disorder. Frontiers in Psychiatry, 12. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2021.755159

Denys, D., De Geus, F., Van Megen, H., & Westenberg, H. (2004). Symptom Dimensions in Obsessive-Compulsive Disorder: Factor Analysis on a Clinician-Rated Scale and a Self-Report Measure. Psychopathology, 37, 181 – 189. https://doi.org/10.1159/000079509

Oppen, P., Hoekstra, R., & Emmelkamp, P. (1995). The structure of obsessive-compulsive symptoms.. Behaviour research and therapy, 33 1, 15-23. https://doi.org/10.1016/0005-7967(94)E0010-G

Kollárik, M., Van Den Hout, M., Heinzel, C., Hofer, P., Lieb, R., & Wahl, K. (2020). Effects of rumination on unwanted intrusive thoughts: A replication and extension. Journal of Experimental Psychopathology, 11. https://doi.org/10.1177/2043808720912583

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