Warum trägt ein gestärktes Selbstwertgefühl zur Gedankenordnung bei?
„Selbstwertgefühl stärken“
bedeutet, sich der eigenen Fähigkeiten und Stärken bewusst zu werden. Ein stabiler Selbstwert erleichtert es, negative Gedankenmuster zu durchbrechen.
Wissenschaftliche Studien | Hintergründe
Einführung in das Thema Selbstwertgefühl
Selbstwertgefühl ist ein zentrales Konzept in der Psychologie, das sich auf das allgemeine Gefühl des eigenen Wertes und der Selbstachtung bezieht. Es beeinflusst zahlreiche Lebensbereiche, darunter Beziehungen, beruflichen Erfolg und das allgemeine Wohlbefinden. Die Forschung hat sich intensiv mit den Auswirkungen und der Entwicklung des Selbstwertgefühls über die Lebensspanne hinweg beschäftigt.
Entwicklung des Selbstwertgefühls
Lebenslange Entwicklung: Selbstwertgefühl entwickelt sich von der Kindheit bis ins hohe Alter. Es steigt von der Jugend bis zum mittleren Erwachsenenalter an, erreicht seinen Höhepunkt zwischen 50 und 60 Jahren und nimmt dann im Alter ab (Orth & Robins, 2014; Orth et al., 2018). Diese Entwicklung ist über verschiedene Kohorten hinweg konsistent (Orth & Robins, 2014).
Stabilität: Selbstwertgefühl zeigt eine bemerkenswerte Stabilität über die Lebensspanne, vergleichbar mit der Stabilität von Persönlichkeitseigenschaften. Diese Stabilität ist in der Kindheit geringer, nimmt in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter zu und nimmt im mittleren und hohen Alter wieder ab (Trzesniewski et al., 2003).
Auswirkungen von Selbstwertgefühl
Gesundheit und Wohlbefinden: Ein hohes Selbstwertgefühl ist mit besserer psychischer Gesundheit und allgemeinem Wohlbefinden verbunden. Diese Assoziationen sind über verschiedene Regionen und Forschungsdesigns hinweg konsistent, jedoch schwächer bei Kindern und Jugendlichen sowie in Bezug auf die physische Gesundheit (Zell & Johansson, 2024).
Erfolg in Lebensbereichen: Hohes Selbstwertgefühl sagt Erfolg und Wohlbefinden in Bereichen wie Beziehungen, Arbeit und Gesundheit voraus (Orth & Robins, 2014). Es wirkt sich positiv auf die Anpassung und das gesunde Funktionieren in verschiedenen Lebensbereichen aus (Orth & Robins, 2022).
Theoretische Perspektiven
Identitätstheorie: Selbstwertgefühl wird als Ergebnis des Selbstverifikationsprozesses innerhalb von Gruppen betrachtet, was sowohl das Individuum als auch die Gruppe stabilisiert. Die Verifikation von Rollenidentitäten erhöht das wert- und effizienzbasierte Selbstwertgefühl (Cast & Burke, 2002).
Sociometer-Theorie: Diese Theorie schlägt vor, dass das Selbstwertgefühl als Indikator für soziale Akzeptanz fungiert. Es motiviert Verhaltensweisen, die die soziale Bewertung verbessern, um soziale Ablehnung zu vermeiden (Leary, 1999).
Kulturelle und demografische Unterschiede
Rassische Unterschiede: Studien zeigen, dass Schwarze im Vergleich zu Weißen ein höheres Selbstwertgefühl haben, während andere Minderheitengruppen wie Hispanics, Asiaten und amerikanische Ureinwohner im Vergleich zu Weißen ein niedrigeres Selbstwertgefühl aufweisen. Diese Unterschiede sind in der Kindheit geringer und nehmen mit dem Alter zu (Twenge & Crocker, 2002).
Zusammenfassung
Selbstwertgefühl ist ein dynamisches und stabiles Merkmal, das sich über die Lebensspanne entwickelt und bedeutende Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden und den Erfolg in verschiedenen Lebensbereichen hat. Die Forschung unterstützt die Vorstellung, dass Selbstwertgefühl ein adaptives Merkmal ist, das durch soziale Interaktionen und Identitätsverifikation geformt wird. Interventionsstrategien, die darauf abzielen, das Selbstwertgefühl zu stärken, könnten sowohl für Einzelpersonen als auch für die Gesellschaft von Vorteil sein (Orth & Robins, 2022; Orth & Robins, 2014; Zell & Johansson, 2024).
Wissenschaftliche Studien
Orth, U., & Robins, R. (2022). Is high self-esteem beneficial? Revisiting a classic question.. The American psychologist, 77 1, 5-17. https://doi.org/10.1037/amp0000922
Orth, U., & Robins, R. (2014). The Development of Self-Esteem. Current Directions in Psychological Science, 23, 381 – 387. https://doi.org/10.1177/0963721414547414
Cast, A., & Burke, P. (2002). A Theory of Self-Esteem. Social Forces, 80, 1041 – 1068. https://doi.org/10.1353/SOF.2002.0003
Trzesniewski, K., Donnellan, M., & Robins, R. (2003). Stability of self-esteem across the life span.. Journal of personality and social psychology, 84 1, 205-20. https://doi.org/10.1037/0022-3514.84.1.205
Orth, U., Erol, R., & Luciano, E. (2018). Development of Self-Esteem From Age 4 to 94 Years: A Meta-Analysis of Longitudinal Studies. Psychological Bulletin, 144, 1045–1080. https://doi.org/10.1037/bul0000161
Zell, E., & Johansson, J. (2024). The Association of Self-Esteem With Health and Well-Being: A Quantitative Synthesis of 40 Meta-Analyses. Social Psychological and Personality Science. https://doi.org/10.1177/19485506241229308
Twenge, J., & Crocker, J. (2002). Race and self-esteem: meta-analyses comparing whites, blacks, Hispanics, Asians, and American Indians and comment on Gray-Little and Hafdahl (2000).. Psychological bulletin, 128 3, 371-408; discussion 409-20. https://doi.org/10.1037/0033-2909.128.3.371
Leary, M. (1999). Making Sense of Self-Esteem. Current Directions in Psychological Science, 8, 32 – 35. https://doi.org/10.1111/1467-8721.00008