Was bedeutet Selbsthilfe im Kontext der Gedankenordnung?

„Selbsthilfe“ umfasst Strategien und Techniken, die Menschen eigenständig anwenden, um seelische Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehören Journaling, Achtsamkeit und der Austausch in Selbsthilfegruppen.

Wissenschaftliche Studien | Hintergründe

Selbsthilfe bei psychischen Gesundheitsproblemen

Selbsthilfeinterventionen sind eine vielversprechende Methode zur Verbesserung der psychischen Gesundheit, insbesondere in Zeiten, in denen der Zugang zu traditionellen Therapien eingeschränkt ist. Diese Interventionen können sowohl in geführter als auch in ungeführter Form erfolgen und bieten eine kostengünstige und zugängliche Möglichkeit, Unterstützung zu erhalten.

Wirksamkeit von Selbsthilfeinterventionen

Selbsthilfeinterventionen, sowohl in geführter als auch in ungeführter Form, haben sich als moderat wirksam erwiesen, um Symptome häufiger psychischer Gesundheitsstörungen bei Kindern und Jugendlichen zu lindern. Diese Interventionen zeigen im Vergleich zu Kontrollgruppen eine moderate positive Effektstärke, während sie im Vergleich zu anderen Therapien eine kleine, aber signifikante negative Effektstärke aufweisen (Bennett et al., 2019). Bei Erwachsenen hat die Compassion-Focused Therapy (CFT) als geführte Selbsthilfe signifikante Verbesserungen des Wohlbefindens und der psychischen Belastung gezeigt, die bis zu neun Monate nach der Intervention anhalten (Sommers-Spijkerman et al., 2017).

Digitale Selbsthilfe

Digitale Selbsthilfeinterventionen, wie Online-Programme und Apps, sind besonders attraktiv, da sie den Zugang zu Therapie verbessern und die psychische Gesundheit der Bevölkerung fördern können. In der Praxis variiert die Nutzung und das Engagement jedoch stark, was darauf hindeutet, dass die Implementierung solcher Programme außerhalb von Forschungskontexten eine Herausforderung darstellt (Fleming et al., 2018). Bei jungen Menschen haben digital vermittelte, selbstverwaltete Interventionen das Wohlbefinden in den Zielbereichen verbessert, wobei die Retentionsraten als moderat bis hoch angesehen werden (Babbage et al., 2020).

Selbsthilfe zur Reduktion von Selbststigma

Selbsthilfeinterventionen können auch dazu beitragen, das Selbststigma bei Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen zu reduzieren. Diese Interventionen zielen darauf ab, die negativen Auswirkungen von internalisierten stigmatisierenden Ansichten auf das Selbstwertgefühl und die psychische Gesundheit zu verringern (Mills et al., 2019).

Herausforderungen und zukünftige Forschung

Obwohl Selbsthilfeinterventionen vielversprechend sind, gibt es Herausforderungen, wie die Sicherstellung der Qualität der Beweise und die Erfassung von Nutzungsdaten, um die Wirksamkeit und das Engagement zu verbessern (MacKenzie & Kocovski, 2016). Weitere Forschung ist erforderlich, um die besten Praktiken für die Implementierung und Nutzung von Selbsthilfeinterventionen zu identifizieren, insbesondere in Bezug auf digitale Plattformen und spezifische Zielgruppen wie junge Menschen oder Personen mit psychotischen Symptomen (Scott et al., 2015).

Wissenschaftliche Studien

Bennett, S., Cuijpers, P., Ebert, D., Smith, M., Coughtrey, A., Heyman, I., Manzotti, G., & Shafran, R. (2019). Practitioner Review: Unguided and guided self-help interventions for common mental health disorders in children and adolescents: a systematic review and meta-analysis.. Journal of child psychology and psychiatry, and allied disciplines. https://doi.org/10.1111/jcpp.13010

Fleming, T., Bavin, L., Lucassen, M., Stasiak, K., Hopkins, S., & Merry, S. (2018). Beyond the Trial: Systematic Review of Real-World Uptake and Engagement With Digital Self-Help Interventions for Depression, Low Mood, or Anxiety. Journal of Medical Internet Research, 20. https://doi.org/10.2196/jmir.9275

Sommers-Spijkerman, M., Trompetter, H., Schreurs, K., & Bohlmeijer, E. (2017). Compassion-Focused Therapy as Guided Self-Help for Enhancing Public Mental Health: A Randomized Controlled Trial. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 86, 101–115. https://doi.org/10.1037/ccp0000268

Babbage, C., Jackson, G., Davies, E., & Nixon, E. (2020). Self-help Digital Interventions Targeted at Improving Psychological Well-being in Young People With Perceived or Clinically Diagnosed Reduced Well-being: Systematic Review. JMIR Mental Health, 9. https://doi.org/10.2196/25716

Mills, H., Mulfinger, N., Raeder, S., Rüsch, N., Clements, H., & Scior, K. (2019). Self-help interventions to reduce self-stigma in people with mental health problems: A systematic literature review. Psychiatry Research, 284. https://doi.org/10.1016/j.psychres.2019.112702

MacKenzie, M., & Kocovski, N. (2016). Self-Help Behaviour of Canadians with Perceived Needs for Mental Health Care. Canadian Psychology, 57, 130-141. https://doi.org/10.1037/CAP0000050

Scott, A., Webb, T., & Rowse, G. (2015). Self-help interventions for psychosis: a meta-analysis.. Clinical psychology review, 39, 96-112. https://doi.org/10.1016/j.cpr.2015.05.002

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