Wie funktioniert die Gedankenstopp-Technik?

„Gedankenstopp-Technik“ ist ein bewusstes Unterbrechen aufdringlicher Gedanken, oft kombiniert mit einem mentalen oder lauten „Stopp!“. Anschließend wird der Fokus aktiv neu ausgerichtet.

Wissenschaftliche Studien | Hintergründe

Einführung in die Gedankenstopp-Technik

Die Gedankenstopp-Technik ist eine kognitive Verhaltenstherapie-Methode, die darauf abzielt, unerwünschte oder obsessive Gedanken zu unterbrechen und zu kontrollieren. Diese Technik wird häufig bei verschiedenen psychischen Störungen eingesetzt, einschließlich Zwangsstörungen und sozialer Angst.

Wirksamkeit der Gedankenstopp-Technik

Kontrolle von obsessiven Gedanken: Studien zeigen, dass die Gedankenstopp-Technik effektiv bei der Kontrolle von obsessiven Grübeleien ist. In einem Fallbericht wurde die Technik erfolgreich bei einem chronisch schizophrenen Patienten angewendet, wobei die Effekte der Behandlung auch nach sechs Wochen noch anhielten (Lombardo and Turner, 1979). Eine andere Studie berichtete von einer 95%igen Reduktion einer Farbnennungs-Obsession nach 17 Sitzungen, ohne Rückkehr der Symptome nach sieben Monaten (Yamagami, 1971).

Anwendung bei verschiedenen Störungen: Die Technik wurde erfolgreich bei verschiedenen ruminativen Prozessen eingesetzt, einschließlich Phobien, Rauchen und sexuellen Abweichungen. Es wird jedoch empfohlen, die Technik ohne vorherige Entspannung und ohne Tonbandanweisungen anzuwenden, um die Beziehung zwischen Patient und Therapeut zu maximieren (Parenteau and Lamontagne, 1981).

Herausforderungen und Kritik

Widerstand und Vorbehalte: Einige Patienten zeigen Widerstand gegen die Anwendung der Gedankenstopp-Technik. Ein Fallbericht beschreibt die Schwierigkeiten einer Patientin, die trotz anfänglichen Erfolgs nicht bereit war, die Technik fortzusetzen, und die Anstrengungen, diesen Widerstand zu überwinden (Wolpe, 1971).

Kritik an der Technik: Es gibt Bedenken, dass Gedankenstopp als Form der Gedankenunterdrückung kontraproduktiv sein könnte. Kritiker argumentieren, dass undifferenzierte Gedankenunterdrückung gemischte und milde Effekte auf psychopathologische Zustände hat. Dennoch kann die Technik innerhalb eines kognitiv-behavioralen Modells effektiv sein, wenn sie sorgfältig angewendet wird (Bakker, 2009).

Anwendungsbereiche und Variationen

Soziale Angst: Die Gedankenstopp-Technik wird auch zur Reduzierung von sozialer Angst eingesetzt. In einer Studie wurde die Technik in Form von individueller Beratung bei Schülern mit sozialen Angstsymptomen angewendet (Maharani and Naqiyah, 2022).

Variationen der Technik: Verschiedene Variationen der Technik wurden entwickelt, um spezifische Bedürfnisse zu adressieren. Zum Beispiel wurde bei einem 12-jährigen Jungen eine Variation mit Zählen verwendet, um belastende Gedanken zu eliminieren, mit langfristigem Erfolg (Campbell, 1973).

Fazit

Die Gedankenstopp-Technik ist eine vielseitige Methode zur Kontrolle unerwünschter Gedanken und hat sich in verschiedenen klinischen Kontexten als nützlich erwiesen. Trotz einiger Kritikpunkte und Herausforderungen bleibt sie ein wertvolles Werkzeug in der kognitiven Verhaltenstherapie, insbesondere wenn sie individuell angepasst und in Kombination mit anderen therapeutischen Ansätzen eingesetzt wird. Weitere kontrollierte Studien sind jedoch erforderlich, um ihre Wirksamkeit umfassend zu belegen (Tryon, 1979; Parenteau and Lamontagne, 1981).

Wissenschaftlicher Hintergrund / Studien

Wolpe, J., 1971. DEALING WITH RESISTANCE TO THOUGHT-STOPPING: A TRANSCRIPT. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry, 2, pp. 121-125. https://doi.org/10.1016/0005-7916(71)90026-7

Lombardo, T., & Turner, S., 1979. Thought-Stopping in the Control of Obsessive Ruminations. Behavior Modification, 3, pp. 267 – 272. https://doi.org/10.1177/014544557932008

Yamagami, T., 1971. The treatment of an obsession by thought-stopping. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry, 2, pp. 133-135. https://doi.org/10.1016/0005-7916(71)90028-0

Bakker, G., 2009. In defence of thought stopping. Clinical Psychologist, 13, pp. 59-68. https://doi.org/10.1080/13284200902810452

Campbell, L., 1973. A variation of thought-stopping in a twelve-year-old boy: A case report. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry, 4, pp. 69-70. https://doi.org/10.1016/0005-7916(73)90043-8

Tryon, G., 1979. A review and critique of thought stopping research. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry, 10, pp. 189-192. https://doi.org/10.1016/0005-7916(79)90058-2

Parenteau, P., & Lamontagne, Y., 1981. The Thought-Stopping Technique: A Treatment for Different Types of Ruminations?. The Canadian Journal of Psychiatry, 26, pp. 192 – 195. https://doi.org/10.1177/070674378102600312

Maharani, A., & Naqiyah, N., 2022. Thought Stopping Techniques to Reduce Social Anxiety. Bisma The Journal of Counseling. https://doi.org/10.23887/bisma.v6i2.50135

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