Was ist normal?

Was im beruflichen Alltag und im Berufsleben als normal angesehen wird, kommt immer auf den Kontext (Bezug) an.

  • Als normal kann etwas bezeichnet werden, das häufig vorkommt oder üblich ist. Deshalb muss es noch lange nicht gut sein.
  • Für alltägliche Vorkommnisse wird ebenfalls der Begriff normal gebraucht. Wenn es zu Alltag zählt, dass ein Mann seine Frau täglich anschreit, ist das nicht normal.
  • In einem anderen Zusammenhang steht normal für das, was gesellschaftlich erwartet und hingenommen wird, also einer Norm entspricht. Die Geschichte ist voll von Beispielen, in denen das damals Normale aus heutiger Sicht undenkbar ist.

Wie man sieht, ist vieles nicht „normal“, was als 

In den meisten Fällen steht normal in Verbindung zu dem Gewöhnlichen, Unauffälligen.

Manches, das für normal gehalten wird, ist nicht normal, sondern verrückt.

Warum ist angeblich Normales oft eher verrückt? 

Sehen wir uns die Sache etwas genauer an:

Viele Menschen haben sich daran gewöhnt, was in der Gesellschaft als „normal“ gilt. Dabei vergessen sie jedoch, dass die Vorstellung von „normal“ wenig mit dem zu tun hat, was hilfreich und günstig ist.

Was für normal gehalten wird, ist nicht unbedingt gesund oder klug. Viele Handlungen, die als normales Verhalten bezeichnet werden, sind sogar schädlich und kontraproduktiv.

Akzeptanz ungesunder Gewohnheiten … das ist nicht normal

Ein Beispiel für die Akzeptanz ungesunder Gewohnheiten ist, wenn Menschen die mit bestimmten Aktivitäten oder Verhaltensweisen verbundenen Risiken ignorieren:

  • So ist beispielsweise das Rauchen von Zigaretten in einigen Teilen der Welt trotz der bekannten Gefahren für die körperliche und geistige Gesundheit immer noch akzeptiert.
  • Ein anderes Beispiel ist, wenn Menschen die Folgen des Missbrauchs von Substanzen wie Alkohol, Drogen oder verschreibungspflichtigen Medikamenten nicht beachten.
  • Der große Irrtum, dass eine kohlenhydratreiche Ernährung und der Verzicht auf fettreiche Kost zum Abnehmen führe – das Gegenteil ist der Fall. 

Warum sind so viele Menschen dauernd enttäuscht?

Viele Menschen sind enttäuscht, weil sie überhöhte und falsche Erwartungen an andere zur Normalität erklärt haben.

Unrealistische Erwartungen an die Familie

Wir können unrealistische Erwartungen an unsere Partner hinsichtlich Geborgenheit und Wunscherfüllung haben – viele erwarten, dass jemand in der Lage ist, alle Bedürfnisse zu erfüllen, ohne Rücksicht auf ihre eigenen Bedürfnisse oder Grenzen.

Unrealistische Erwartungen an Technologien

In einer technologisierten Gesellschaft gibt es das Risiko, alle immer mehr tägliche Aufgaben an Technologien abzugeben. Das kann z B. dazu führen, dass Menschen ihren Orientierungssinn nicht mehr schärfen, weil ihnen Navigationssysteme alles Denken abnehmen.

Unrealistische Erwartungen an die Medizin

Viele Menschen achten wenig auf ihre Gesundheit und stellen dann hohe Erwartungen an die Medizin. Es wird für normal gehalten, dass Ärzte die Fehler der Patienten beheben und alles heilen können.

Unrealistische Erwartungen an Psychotherapeuten

Unrealistische Erwartungen an Psychotherapeuten können dazu führen, dass Menschen enttäuscht werden und sich in ihrer Therapie unwohl fühlen. Einige Beispiele für unrealistische Erwartungen an Psychotherapeuten könnten sein:

  • Die Erwartung, dass der Therapeut alle Probleme lösen kann: Therapeuten haben aber keine Magie. Alle Veränderungen in der Therapie setzen alleine die Klienten um.  
  • Erwartung, dass der Therapeut der Fachmann für das Leben des Klienten wäre und deshalb alle Antworten hätte: Der Therapeut ist ein Fachmann, aber er oder sie kann nur Angebote machen. 
  • Erwartung, dass die Therapie schnelle Ergebnisse liefern wird: Die Veränderungen, die in der Therapie erzielt werden, können Zeit brauchen und können sich über einen längeren Zeitraum hinziehen. 

Ist es normal, wochenlang auf einen Psychotherapieplatz zu warten, um dann monatelang Psychotherapie zu machen – nur um ein einziges Problem zu lösen?