Einführung in das Katathyme Bilderleben
Das Katathyme Bilderleben, auch bekannt als geführte affektive Imagination (GAI), ist eine psychotherapeutische Technik, die von Hanskarl Leuner entwickelt wurde. Diese Methode nutzt Tagträume als therapeutisches Werkzeug und ist in der psychoanalytisch orientierten Psychotherapie verankert. Sie wird in verschiedenen Ländern unter dem Begriff „Symbol Drama“ praktiziert und hat sich insbesondere in Europa etabliert (Leuner, 1978; Pasternatskyi & Poplavska, 2024).
Grundprinzipien und therapeutische Anwendung
Das Katathyme Bilderleben basiert auf der Vorstellung, dass Fantasien stark von Emotionen und Affekten beeinflusst werden. Diese Methode verwendet standardisierte Motive, um therapeutische Prozesse zu strukturieren und wird häufig als Kurzzeittherapie empfohlen. Sie kann sowohl in Einzel- als auch in Gruppensettings angewendet werden, wobei die Dynamik zwischen individuellen und kollektiven psychodynamischen Prozessen eine wichtige Rolle spielt (Leuner, 1978; Hennig, 1985; Hennig, 1982).
Einsatz in der Gruppentherapie
In der Gruppentherapie, insbesondere bei Jugendlichen mit psychogenen und psychosomatischen Erkrankungen, wird das Katathyme Bilderleben genutzt, um Identifikationsprozesse und die Stärkung des Ichs zu fördern. Die Methode ermöglicht es, individuelle psychodynamische Prozesse im Kontext der Gruppe zu erforschen und zu bearbeiten (Hennig, 1985).
Historische Entwicklung und internationale Verbreitung
Das Katathyme Bilderleben wurde erstmals 1954 von Leuner beschrieben und hat sich seitdem zu einer weit verbreiteten psychotherapeutischen Methode entwickelt. Es gibt eine internationale Gesellschaft für geführte affektive Imagination, die in mehreren europäischen Ländern aktiv ist. Die Methode hat weltweit Anwendung gefunden, einschließlich in der Ukraine, und kann mit verschiedenen theoretischen Ansätzen der Persönlichkeitsdynamik kombiniert werden (Leuner, 1978; Pasternatskyi & Poplavska, 2024).
Modifikationen und Kombinationen mit anderen Methoden
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, das Katathyme Bilderleben mit anderen psychotherapeutischen Methoden zu modifizieren und zu kombinieren. Diese Flexibilität ermöglicht es, die Methode an die individuellen Bedürfnisse der Patienten anzupassen und sie in verschiedenen therapeutischen Kontexten effektiv einzusetzen (Hennig, 1982).
Die Verbindung von Katathyme Bilderleben und Gedankenwohnung
Das Prinzip der Gedankenwohnung passt perfekt zur Methode des katathymen Bilderlebens, da beide Ansätze auf den natürlichen Funktionsweisen des Gehirns beruhen. Während das katathyme Bilderleben symbolische Bilder nutzt, um tiefere Schichten der Psyche anzusprechen, bietet die Gedankenwohnung eine strukturierte mentale Architektur, die diese Bilder in räumliche Vorstellungswelten integriert. Dies ermöglicht es, die imaginierten Szenen gezielt zu ordnen und neu zu gestalten, was die therapeutische Wirksamkeit verstärkt. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass der Einsatz räumlicher Metaphern und symbolischer Bilder sowohl das Default Mode Network als auch das Salience Network aktiviert, wodurch Selbstreflexion, emotionale Verarbeitung und die Priorisierung relevanter Reize gefördert werden (Leuner, 1978; Pasternatskyi & Poplavska, 2024). Durch diese Kombination wird die Neuroplastizität angeregt, mentale Blockaden können aufgelöst und nachhaltige Denk- und Verhaltensmuster etabliert werden.
Wissenschaftliche Veröffentlichungen
Leuner, H. (1978). Basic Principles and Therapeutic Efficacy of Guided Affective Imagery (GAI). **, 125-166. https://doi.org/10.1007/978-1-4613-3941-0_5
Hennig, H. (1985). [Experience using the Catathymic Picture Perception in group therapy of adolescents].. Psychiatrie, Neurologie, und medizinische Psychologie, 37 10, 604-8.
Hennig, H. (1982). [Catathymic image experience as a psychotherapeutic imagination procedure–principles and practical approach].. Psychiatrie, Neurologie, und medizinische Psychologie, 34 12, 738-44.
Pasternatskyi, A., & Poplavska, Y. (2024). CATATHYMIC-IMAGINATIVE PSYCHOTHERAPY: HISTORICAL ESSAY. Наукові інновації та передові технології. https://doi.org/10.52058/2786-5274-2024-8(36)-1518-1524