Rumination: Ein Überblick über die Forschung

Rumination ist ein kognitiver Prozess, der durch das wiederholte Nachdenken über negative Erfahrungen und Emotionen gekennzeichnet ist. Es wird häufig mit verschiedenen psychischen Störungen in Verbindung gebracht, darunter Depressionen, Angststörungen und Essstörungen. Die Forschung hat sich intensiv mit den Mechanismen und Auswirkungen von Rumination beschäftigt, um bessere Behandlungsansätze zu entwickeln.

Rumination und Depression

Rumination ist häufig mit Depressionen verbunden und wird als ein transdiagnostisches Merkmal angesehen, das die Behandlungsergebnisse negativ beeinflussen kann (Zhou et al., 2020; Kovács et al., 2020; Nolen-Hoeksema et al., 2008). Studien zeigen, dass Rumination die Symptome von Depressionen verschlimmern kann, indem sie negative Gedanken verstärkt und die Problemlösungsfähigkeit beeinträchtigt (Nolen-Hoeksema et al., 2008). Die Aktivierung des Default Mode Network (DMN) im Gehirn wird als ein zentraler Mechanismus angesehen, der Rumination bei Depressionen unterstützt (Zhou et al., 2020).

Rumination in anderen psychischen Störungen

Rumination ist nicht nur auf Depressionen beschränkt, sondern spielt auch eine Rolle bei anderen psychischen Störungen wie posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), Essstörungen und Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPD) (Moulds et al., 2020; Smith et al., 2018; Cavicchioli & Maffei, 2021). In PTBS ist Rumination mit der Schwere der Symptome verbunden und kann die langfristige Entwicklung der Störung beeinflussen (Moulds et al., 2020). Bei Essstörungen ist Rumination mit einer erhöhten Psychopathologie verbunden, wobei spezifische Arten von Rumination als Moderatoren der Effekte fungieren (Smith et al., 2018). In BPD wird Rumination als eine weit verbreitete emotionale kognitive Verwundbarkeit angesehen (Cavicchioli & Maffei, 2021).

Rumination und selbstverletzendes Verhalten

Rumination hat eine kleine bis moderate Assoziation mit nicht-suizidalem selbstverletzendem Verhalten (NSSI) (Coleman et al., 2021). Die Forschung legt nahe, dass Techniken, die auf Rumination abzielen, potenziell hilfreich sein könnten, um NSSI zu reduzieren (Coleman et al., 2021).

Neuere Ansätze zur Behandlung von Rumination

Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) wird als vielversprechendes Werkzeug zur Reduzierung von Rumination untersucht, obwohl die Ergebnisse aufgrund methodischer Unterschiede und Einschränkungen in den Studien noch nicht schlüssig sind (Hoebeke et al., 2020). Weitere Forschung ist erforderlich, um die effektivsten Parameter und Methoden zur Anwendung von tDCS zu bestimmen.

Schlussfolgerung

Rumination ist ein bedeutender kognitiver Prozess, der mit einer Vielzahl von psychischen Störungen in Verbindung steht. Die Forschung hat gezeigt, dass Rumination die Symptome verschlimmern und die Behandlungsergebnisse negativ beeinflussen kann. Zukünftige Studien sollten sich auf die Entwicklung gezielter Interventionen konzentrieren, um die Auswirkungen von Rumination zu mildern und die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen.

Wissenschaftliche Studien

Zhou, H., Chen, X., Shen, Y., Li, L., Chen, N., Zhu, Z., Castellanos, F., & Yan, C. (2020). Rumination and the default mode network: Meta-analysis of brain imaging studies and implications for depression. NeuroImage, 206. https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2019.116287

Moulds, M., Bisby, M., Wild, J., & Bryant, R. (2020). Rumination in posttraumatic stress disorder: A systematic review.. Clinical psychology review, 82, 101910. https://doi.org/10.1016/j.cpr.2020.101910

Smith, K., Mason, T., & Lavender, J. (2018). Rumination and eating disorder psychopathology: A meta-analysis.. Clinical psychology review, 61, 9-23. https://doi.org/10.1016/j.cpr.2018.03.004

Coleman, S., Dunlop, B., Hartley, S., & Taylor, P. (2021). The relationship between rumination and NSSI: A systematic review and meta-analysis.. The British journal of clinical psychology. https://doi.org/10.1111/bjc.12350

Kovács, L., Takacs, Z., Tóth, Z., Simon, E., Schmelowszky, Á., & Kökönyei, G. (2020). Rumination in major depressive and bipolar disorder – a meta-analysis.. Journal of affective disorders, 276, 1131-1141. https://doi.org/10.1016/j.jad.2020.07.131

Nolen-Hoeksema, S., Wisco, B., & Lyubomirsky, S. (2008). Rethinking Rumination. Perspectives on Psychological Science, 3, 400 – 424. https://doi.org/10.1111/j.1745-6924.2008.00088.x

Cavicchioli, M., & Maffei, C. (2021). Rumination as a widespread emotion-based cognitive vulnerability in borderline personality disorder: A meta-analytic review.. Journal of clinical psychology. https://doi.org/10.1002/jclp.23281

Hoebeke, Y., Desmedt, O., Özçimen, B., & Heeren, A. (2020). The impact of transcranial Direct Current stimulation on rumination: A systematic review of the sham-controlled studies in healthy and clinical samples.. Comprehensive psychiatry, 106, 152226. https://doi.org/10.31234/osf.io/sdmfq