Kann man Gedanken verdrängen? Ist Verdrängung möglich?

Kann man Gedanken verdrängen – wie mit einem Bagger?

Kann man Gedanken verdrängen – wie mit einem Bagger?

Können Sie Ihre Gedanken verdrängen oder unterdrücken? Ist es möglich, durch Verdrängung und Kontrolle zu bestimmen, worüber Sie denken? Können Sie aufhören, an etwas zu denken, indem Sie an das denken, was Sie ja eigentlich verdrängen wollen? Nein, das geht nicht, zumindest nicht auf Dauer. Ich zeige Ihnen etwas, das funktioniert.

Paradox – die Ironic Process Theory

Das Verdrängen von Gedanken aktiviert unbewusst neuronale Netzwerke, die ausgerechnet jene Gedanken stärker in den Fokus rücken, die der Mensch ausblenden will. Dieser sogenannte Rückkopplungseffekt führt dazu, dass unerwünschte Gedanken intensiver erlebt werden. Psychologische Modelle wie die Ironic Process Theory beschreiben, warum das Unterdrücken bestimmter Gedanken paradoxe Effekte erzeugt. Statt Gedanken wegzuschieben, ist es effektiver, sie bewusst wahrzunehmen und zu akzeptieren. Ansätze wie die „Gedankenwohnung“ helfen dabei, kognitive Prozesse neu zu strukturieren. Gedanken werden metaphorisch an einen Ort im Inneren verlagert, wodurch eine Distanzierung entsteht. Diese Methode unterstützt die emotionale Regulation und stärkt die psychische Resilienz.

Mit Techniken wie dem Aufmerksamkeitsfokus und der Akzeptanzförderung kann eine nachhaltige Veränderung im Umgang mit belastenden Denkmustern erreicht werden. Praktische Übungen wie das „Gedanken-Raum-Modell“ fördern Klarheit, innere Ruhe und ermöglichen, Stress langfristig zu reduzieren.

Bevor Sie sich mit der Verdrängung von Gedanken befassen – 7 Fragen

  1. Was sind die Gedanken, die Sie zu verdrängen versuchen?
  2. Wie fühlen Sie sich durch die Idee der Verdrängung?
  3. Warum wollen Sie diese Gedanken verdrängen?
  4. Was ist der Preis, wenn Sie sich nicht mit Ihren Themen auseinandersetzen?
  5. Gibt es eine Möglichkeit, dass diese Gedanken in irgendeiner Weise hilfreich und nicht schädlich sind?
  6. Wenn ja, wie können Sie dieselben Gedanken als Werkzeug zur Selbstverbesserung und zum Wachstum nutzen, anstatt sie zu unterdrücken oder zu vermeiden?
  7. Wie wäre es, wenn Sie sich statt mit der Verdrängung für die gezielte Arbeit mit den Gedanken entscheiden?

Immer aktiv: das menschliche Gehirn. Es denkt auch an das, was es ausblenden soll

Das menschliche Gehirn schaltet nie ab – sobald eine Aufgabe endet, beginnt eine andere; Problemlösungsstrategien gehen weiter, während man zu Mittag isst, Sport treibt, sogar der Schlaf selbst kann die Aufmerksamkeit nicht vollständig von den Gedanken ablenken, was als Nächstes zu tun ist.

Die Forschung zeigt, dass die Fokussierung auf einzelne Funktionsbereiche, Organe oder kognitive Inhalte die Symptome verstärken kann.

Das beste Beispiel dafür ist die Art und Weise, wie sich unsere Fähigkeit, die Aufmerksamkeit zu fokussieren, darauf auswirkt, wie wir Symptome wahrnehmen und erleben – insbesondere bei verzerrten Interpretationen (selektive Aufmerksamkeit) bei Störungen wie der hypochondrischen Störung, der Somatisierungsstörung und Panikattacken.

Warum funktioniert es nicht mit dem Verdrängen von Gedanken?

Denn Gedanken kommen wieder. Gedanken an die eigene Beziehung, an einen Streit, ein schlechtes Gewissen usw.

Vielleicht kann man für eine kurze Zeit Gedanken etwas wegschieben. Beim Aufschieben funktioniert das, wenn auch nur bedingt.

Ganz sicher nicht funktioniert es überall dort, wo die Diagnose ADHS auftaucht.

Denn wenn wir den Gedanken an eine unangenehme Aufgabe verdrängen, holt er uns doch wieder ein. Spätestens, wenn uns ein Brief erreicht, der an den verdrängten Gedanken erinnert. Die Verdrängung funktioniert nicht so, wie wir uns das wünschen.

Warum Verdrängung nicht funktioniert? Weil sie eine unlösbare Aufgabe für das Gehirn ist. „Denken Sie nicht an den blauen Elefanten.“

Gedanken verdrängen – die Aufmerksamkeitsfokussierung macht es unmöglich

Aufmerksamkeit ist ein Prozess, der es uns ermöglicht, uns auf eine Sache oder ein Thema zu konzentrieren.

Das geht so, dass wir einem Thema Aufmerksamkeit schenken – und dafür von einem anderen Thema Aufmerksamkeit abziehen.

Beispiel: Wenn Sie einer Sache Ihre Aufmerksamkeit schenken, wie z. B. dem Lesen dieses Satzes, filtert Ihr Gehirn andere Reize heraus, so dass der Satz im Detail verarbeitet werden kann. Das bedeutet, wenn Sie gerade fernsehen und plötzlich Ihr Telefon klingelt oder ein Erdbeben in der Nähe ist – Sie würden es vielleicht erst merken, wenn es vorbei ist.

Dinge loslassen – Lasten ablegen

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Was wir verdrängen, kommt von alleine wieder ins Bewusstsein

Gedanken, die für unser Leben eine Bedeutung haben, werden immer wieder ins Bewusstsein kommen und uns bedrängen.

Deshalb: Was stört Sie? Was spielt sich immer wieder in Ihrem Kopf ab?

Es ist unerheblich, für wie trivial sie das halten mögen.

  • Vielleicht ist es ein Streit mit Ihrem Partner?
  • Ist es eine Auseinandersetzung mit einem Arbeitskollegen oder mit Ihrem Chef?
  • Vielleicht denken Sie öfter an einen Verlust.
  • Auch Termine und zu erledigende Aufgaben können sehr aufdrängend wirken.

Was auch immer diese Dinge sind, beachten Sie:

Hier ist die Lösung: Arbeiten Sie mit Ihren Gedanken, nicht gegen sie

Gedankenkontrolle mit dem Ziel des Vergessens oder Verdrängend funktioniert nicht.

Wenn sich das Gehirn auf das konzentriert, was es vergessen soll, ist das kontraproduktiv.

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Gedankenverdrängung: Ein Überblick über die Forschung

Gedankenverdrängung ist eine weit verbreitete Methode der mentalen Kontrolle, die jedoch oft als kontraproduktiv angesehen wird. Die Forschung zeigt, dass der Versuch, Gedanken zu unterdrücken, paradoxerweise zu einer Zunahme dieser Gedanken führen kann, was als „Rebound-Effekt“ bekannt ist.

Paradoxe Effekte der Gedankenverdrängung

Rebound-Effekt: Mehrere Studien haben gezeigt, dass der Versuch, einen Gedanken zu unterdrücken, oft zu einer erhöhten Häufigkeit und Zugänglichkeit dieses Gedankens führt, insbesondere wenn eine kognitive Belastung vorliegt (Wang, Hagger and Chatzisarantis, 2019; Abramowitz, Tolin and Street, 2001; Wegner et al., 1987). Diese paradoxen Effekte sind ein zentrales Element in kognitiv-behavioralen Modellen emotionaler Störungen (Abramowitz, Tolin and Street, 2001).
Sofortige Verstärkungseffekte: Diese Effekte treten auf, wenn die kognitive Belastung hoch ist, was die Fähigkeit zur Gedankenverdrängung beeinträchtigt (Wang, Hagger and Chatzisarantis, 2019).

Auswirkungen auf die psychische Gesundheit

Negative Auswirkungen: Die Unterdrückung negativer selbstbezogener Gedanken kann zu einer erhöhten Häufigkeit dieser Gedanken sowie zu einer Verschlechterung der Stimmung und des Selbstwertgefühls führen (Borton and Casey, 2006).
Positive Ansätze: Eine Studie zeigte, dass das gezielte Training zur Unterdrückung unerwünschter Gedanken bei einigen Personen zu einer Verringerung von Angst, negativen Gefühlen und Depressionen führen kann, insbesondere bei Personen mit hoher Ängstlichkeit und pandemiebedingtem Stress (Mamat and Anderson, 2023).

Methodologische Überlegungen

Variabilität der Effekte: Die Stärke der Gedankenverdrängungseffekte variiert je nach Art des Zielgedankens und der Methode zur Messung der Gedankenhäufigkeit (Abramowitz, Tolin and Street, 2001).
Vergleich mit anderen Strategien: Gedankenverdrängung wird oft mit repressiven Bewältigungsstrategien verglichen, die ohne bewusste Absicht ablaufen und möglicherweise effektiver sind (Moss et al., 2015).

Herausforderungen und zukünftige Forschungsrichtungen

Kognitive Belastung: Die Forschung legt nahe, dass zusätzliche kognitive Belastung die Fähigkeit zur Gedankenverdrängung beeinträchtigen kann, was weitere Untersuchungen erfordert (Wang, Hagger and Chatzisarantis, 2019).
Langfristige Effekte: Es besteht Bedarf an weiteren Studien, um die langfristigen Auswirkungen der Gedankenverdrängung auf die psychische Gesundheit besser zu verstehen und alternative Strategien zu entwickeln (Wenzlaff and Wegner, 2000; Abramowitz, Tolin and Street, 2001).

Insgesamt zeigt die Forschung, dass Gedankenverdrängung komplexe und oft paradoxe Effekte hat, die sowohl negative als auch potentiell positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben können. Zukünftige Studien sollten sich auf die Erforschung dieser Effekte und die Entwicklung effektiverer Bewältigungsstrategien konzentrieren.

Wissenschaftliche Untersuchungen

Wenzlaff, R., & Wegner, D., 2000. Thought suppression.. Annual review of psychology, 51, pp. 59-91. https://doi.org/10.4135/9781483365817.n1405

Mamat, Z., & Anderson, M., 2023. Improving mental health by training the suppression of unwanted thoughts. Science Advances, 9. https://doi.org/10.1126/sciadv.adh5292

Wang, D., Hagger, M., & Chatzisarantis, N., 2019. Ironic Effects of Thought Suppression: A Meta-Analysis. Perspectives on Psychological Science, 15, pp. 778 – 793. https://doi.org/10.1177/1745691619898795

Abramowitz, J., Tolin, D., & Street, G., 2001. Paradoxical effects of thought suppression: a meta-analysis of controlled studies.. Clinical psychology review, 21 5, pp. 683-703. https://doi.org/10.1016/S0272-7358(00)00057-X

Borton, J., & Casey, E., 2006. Suppression of negative self-referent thoughts: A field study. Self and Identity, 5, pp. 230 – 246. https://doi.org/10.1080/15298860600654749

Wegner, D., Schneider, D., Carter, S., & White, T., 1987. Paradoxical Effects of Thought Suppression. Journal of Personality and Social Psychology, 53, pp. 5-13. https://doi.org/10.1037//0022-3514.53.1.5

Moss, A., Erskine, J., Albery, I., Allen, J., & Georgiou, G., 2015. To suppress, or not to suppress? That is repression: controlling intrusive thoughts in addictive behaviour.. Addictive behaviors, 44, pp. 65-70. https://doi.org/10.1016/j.addbeh.2015.01.029

Einführung in die Ironic Process-Theory

Die Ironic Process-Theory beschreibt die paradoxen Effekte, die auftreten können, wenn Menschen versuchen, ihre mentalen Zustände zu kontrollieren. Diese Theorie erklärt, warum Bemühungen zur Selbstkontrolle zu genau den unerwünschten Gedanken oder Gefühlen führen, die man zu vermeiden versucht.

Mechanismen der Ironischen Prozesse

Zwei Prozesse der mentalen Kontrolle: Die Theorie besagt, dass es zwei Hauptprozesse gibt: einen operativen Prozess, der bewusst und anstrengend nach mentalen Inhalten sucht, die den gewünschten Zustand fördern, und einen ironischen Überwachungsprozess, der unbewusst nach Anzeichen eines Scheiterns sucht. Der operative Prozess erfordert mehr kognitive Kapazität und hat normalerweise stärkere kognitive Effekte als der Überwachungsprozess. Unter Bedingungen reduzierter Kapazität kann der Überwachungsprozess jedoch den operativen Prozess übertreffen und die Sensibilität für unerwünschte Gedanken erhöhen (Wegner, 1994; Wegner, 1997).

Einfluss von Stress und Ablenkung: Unter Stress, Ablenkung oder Zeitdruck kann der Überwachungsprozess die Kontrolle übernehmen und die unerwünschten mentalen Zustände hervorrufen, die man eigentlich vermeiden wollte. Dies erklärt, warum Versuche, mentale Kontrolle zu erlangen, manchmal das Gegenteil bewirken (Wegner, 1997; Janelle, 1999).

Anwendungen und Implikationen

Sportpsychologie: In der Sportpsychologie wird die Theorie verwendet, um zu erklären, warum Athleten unter Druck manchmal versagen. Die kognitiven Belastungen im Sport können die Effektivität der Selbstregulation verringern, was zu ironischen Fehlern führt (Janelle, 1999).

Essverhalten: Bei restriktiven Essern kann die ironische Prozess-Theorie erklären, warum negative Emotionen und kognitive Belastungen zu übermäßigem Essen führen. Wenn die kognitive Kapazität während des Essens beeinträchtigt ist, neigen restriktive Esser dazu, mehr zu essen, insbesondere bei kalorienreichen Lebensmitteln (Boon et al., 2002).

Herausforderungen und zukünftige Forschungsrichtungen

Interventionen zur Unterbrechung ironischer Prozesse: Es gibt Ansätze, die darauf abzielen, die „Lösungen“ zu unterbrechen, die ironische mentale Prozesse aufrechterhalten. Diese Interventionen könnten sowohl auf intrapersonale als auch auf interpersonale Prozesse abzielen, um menschliche Probleme effektiver zu lösen (Shoham and Rohrbaugh, 1997).

Verständnis der Ironie-Verarbeitung: Die Forschung zur Verarbeitung von Ironie zeigt, dass ironische Bedeutungen nicht unbedingt länger brauchen, um verarbeitet zu werden als wörtliche Bedeutungen. Dies legt nahe, dass ironische Bedeutungen frühzeitig in Betracht gezogen werden, was die interaktive Theorie der Ironieverarbeitung unterstützt (Kowatch, Whalen and Pexman, 2013; Filik et al., 2014).

Fazit

Die Ironische Prozess-Theorie bietet wertvolle Einblicke in die Mechanismen der mentalen Kontrolle und die Herausforderungen, die mit der Selbstregulation verbunden sind. Sie hat weitreichende Anwendungen in Bereichen wie Sportpsychologie und Essverhalten und bietet Ansätze für Interventionen, die darauf abzielen, ironische Prozesse zu unterbrechen und so unerwünschte mentale Zustände zu vermeiden. Zukünftige Forschung könnte sich darauf konzentrieren, diese Prozesse besser zu verstehen und effektivere Strategien zur Bewältigung zu entwickeln.

References

Wegner, D., 1994. Ironic processes of mental control.. Psychological review, 101 1, pp. 34-52. https://doi.org/10.1037/0033-295X.101.1.34

Wegner, D., 1997. When the Antidote is the Poison: Ironic Mental Control Processes. Psychological Science, 8, pp. 148 – 150. https://doi.org/10.1111/j.1467-9280.1997.tb00399.x

Janelle, C., 1999. Ironic Mental Processes in Sport: Implications for Sport Psychologists. IEEE Transactions on Signal Processing, 13, pp. 201-220. https://doi.org/10.1123/TSP.13.2.201

Kowatch, K., Whalen, J., & Pexman, P., 2013. Irony Comprehension in Action: A New Test of Processing for Verbal Irony. Discourse Processes, 50, pp. 301 – 315. https://doi.org/10.1080/0163853X.2013.799934

Shoham, V., & Rohrbaugh, M., 1997. Interrupting Ironic Processes. Psychological Science, 8, pp. 151 – 153. https://doi.org/10.1111/j.1467-9280.1997.tb00400.x

Filik, R., Leuthold, H., Wallington, K., & Page, J., 2014. Testing theories of irony processing using eye-tracking and ERPs.. Journal of experimental psychology. Learning, memory, and cognition, 40 3, pp. 811-28. https://doi.org/10.1037/a0035658

Boon, B., Stroebe, W., Schut, H., & IJntema, R., 2002. Ironic processes in the eating behaviour of restrained eaters.. British journal of health psychology, 7 Pt 1, pp. 1-10. https://doi.org/10.1348/135910702169303