Was ist zuerst da – ein Gedanke oder ein Gefühl?

Stein fällt ins Wasser im See Wasser spritzt

Ein Stein fällt in den See – das Wasser spritzt

Wie können wir herausfinden, was zuerst da ist: ein Gedanke oder ein Gefühl? Hier hilft ein Blick ins Gehirn. Die Bildsprache des Gehirns ist eindrucksvoller und deutlich schneller als das rationale Denken. Das hat mit dem nackten Überleben zu tun. Beispiel Säbelzahntiger oder Löwe. Wer nicht gefressen werden will, ergreift die Flucht. Für eine erfolgreiche Flucht braucht es Angst. Dafür gibt es im Gehirn kurze Leitungen von den Bildern zu den Emotionen. Nach erfolgreicher Flucht kann der Mensch immer noch über alles nachdenken. Dieses Prinzip läuft auch im normalen Alltag. Oft mit kuriosen Auswirkungen. Bilder bestimmen unser Erleben und Leben.

Sind Gefühle immer schneller als Gedanken?

Es kommt auf die Gedanken an. Der Gedanke an einen geliebten Menschen lässt natürlich schneller ein Gefühl entstehen als das Nachdenken über die Steuererklärung, die in einigen Monaten abzugeben ist.

Oder: ein Geistesblitz nach intensivem Nachdenken führt zur Lösung eines Problems. Ein Heureka! In diesem Fall war das Denken vor dem Fühlen.

Wann führen Gedanken zu Gefühlen?

Gedanken führen schnell zu Gefühlen, wenn sie mit Bildern verbunden sind.

  • Wenn Sie über eine langweilige Fragestellung nachdenken, sind wahrscheinlich kaum Gefühle im Spiel. Zäh fließt das Denken dahin.
  • Wenn Sie daran denken, am Sommerabend mit dem Rad zum Baggersee zu fahren, können Sie von Gefühlen überschwemmt werden. Weil das Gehirn mit dem Baggersee Bilder und Referenzgefühle verbindet.

Es gibt stabile Netzwerke im Kopf, die den Gedanken an das Wort Baggersee mit erfreulichen Empfindungen in einem Erlebnispaket verfügbar machen.

Auf der anderen Seite existieren Verbindungen im Gehirn, die aus einem rational betrachtet harmlosen Phänomen (kleine Spinne) eine emotionale Entladung (Panikattacke) entstehen lassen. Alle erworbenen Verbindungen lassen sich verändern – im Sinn von Erweiterungen. Löschen lässt sich im Gehirn willkürlich nichts.

Stein fällt ins Wasser im See Wasser spritzt

Ein Stein fällt in den See – das Wasser spritzt

Wann sind die Gefühle vor den Gedanken da?

Ein Mensch verliebt sich. Liebe auf den ersten Blick. Hier ist nicht viel Raum für Gedanken über Geldanlagen und die gemeinsame Rente. Hier haben Gefühle Vorfahrt. Hormongesteuert. Nur so kommt es zu Kindern und Kindeskindern.

Das limbische System. Autonom und doch beeinflussbar.

Im limbischen System entstehen die Entscheidungen. Das heißt, sie werden angebahnt. Wer meint, er hätte eine Entscheidung rein rational getroffen, irrt sich.

Beispiel Autokauf.

  • Eine rein rationale Entscheidung würde nur das erforderliche Platzangebot plus die Vertragsbedingungen (Finanzierung, Garantie) und den Preis in die Überlegungen einbeziehen.
  • Weder Farbe noch Marke noch andere Eigenschaften, die nicht unmittelbar dem Transport von Menschen und Gegenständen dienen, könnten eine Rolle spielen.
  • Das limbische System ist einer der wichtigsten Partner der Autoindustrie. Marketing zielt darauf ab, die Urinstinkte des Menschen anzusprechen. Erfolgreiches Marketing arbeitet daher auch mit Anleihen von Revierkämpfen von Tieren. Balzrituale, die Inszenierung der Platzhirsch-Position

Die Abläufe im limbischen System sind schnell. Und ich kann sie in Zeitlupe ansehen

Wenn ich weiß, dass ich auf bestimmte Reize in einer immer ähnlichen Weise (automatisch / reflexhaft) reagiere, kann ich das Ergebnis der Reaktion verändern.

Beispiel angstauslösender Reiz. Nehmen wir an, lautes Sprechen erinnert mich an einen wütenden Chef. Sobald der Vorgesetzte ins Büro kam, zuckte ich zusammen. Das laute Sprechen hat sich im Gehirn als Erlebnisnetzwerk etabliert. Lautstärke verbindet sich hier mit Angst. Lautstärke bei einem Jazzkonzert verbindet mein Gehirn mit Freude. Also ist es nicht die Lautstärke, die mich zusammenzucken lässt. Es ist der Kontext.

So kann jeder Mensch Einfluss auf sein limbisches System nehmen

Bewusstwerdung. Zuerst macht man sich klar, dass die Abläufe des Mittel- und Stammhirns einem hilfreichen Prinzip dienen. Angst als erlebtes Gefühl ist zwar nicht angenehm. Aber Angst als betrachtetes Phänomen kann interessant sein.

In dem Augenblick, in dem der Mensch von der Erlebnisperspektive zur Beobachterperspektive wechselt, ist er nicht mehr Opfer von Gefühlen. Er kann zum Betrachter und Ordner von Gefühlen werden.

Zusammenfassung. So können Sie die Informationen auf dieser Seite nutzen

Sie fragen sich, was zuerst entsteht: ein Gedanke oder ein Gefühl.

Es hängt vom Kontext ab.

  • Gibt es zu einem Gedanken eine emotionale Referenz (Erinnerung an ein Ereignis), entsteht mit dem Gedanken bzw. in Folge des Gedankens ein Gefühl.
  • Stolpern wir gedankenlos in eine emotionale Situation, z. B. Liebe auf den ersten Blick, ist das Gefühl zuerst da. Danach können wie Gedanken und Strategien entwickeln, wie der andere Mensch als Partner zu gewinnen wäre.

Wenn Sie dieses Prinzip verstanden haben, trainieren Sie, sich beim Denken und Fühlen zu beobachten.
Sie werden sehen, dass es Ihnen seltener „passiert“ von Gefühlen aus dem vermeintlichen Nichts „überfallen“ zu werden.

Das systemisch-therapeutische Modell „Gedankenwohnung“ hilft dabei, die Brücke zwischen abstrakten Gedanken und konkreten Bildern zu bauen.

Sie wollen vorab in die „Gedankenwohnung“ schauen – durchs Fenster? Lesen Sie 11 Seiten kostenlos im E-Book „Gedankenwohnung“

Laden Sie sich hier die kostenlose Leseprobe von Gedankenwohnung herunter.

„Herrlich, Ihre Ausführungen zur Gedankenwohnung. Passt ausgezeichnet zu ADHS, für den Überblick, aber auf eine greifbare Art, in der man sich zurechtfinden kann.“ Dr. med. Heiner Lachenmeier, Autor von „Mit ADHS erfolgreich im Beruf: So wandeln Sie vermeintliche Schwächen in Stärken um“

Gleich das E-Book bestellen: Hier geht es zur Bestellseite des E-Books (9,70 EUR)