Mentales Closed-Loop-System

Mentales Closed-Loop-System

Mentales Closed-Loop-System

In der Medizintechnik oder in der Gebäudetechnik gibt es in sich geschlossene Steuerungssysteme. Diese Systeme können ein gutes Vorbild für den Menschen sein. Zuerst aber eine kurze Erklärung des Funktionsprinzips Closed-Loop-System im Vergleich zum Closed-Loop-System:

Was ist ein Closed-Loop-System?

Closed-Loop-Systeme sind technische Systeme, in denen das Ergebnis einer Handlung oder Arbeitsroutine im System gemeldet und interpretiert wird. Der Wert des Ergebnisses beeinflusst die nächste Aktion im System. Wenn der aktuelle Wert im Closed-Loop-System vom Sollwert abweicht, dient dieses abweichende Ergebnis als veränderter Input für die nächste Aktion.

Closed Loop Systeme erhalten Rückmeldung über die Leistung des Systems und verwenden diese Informationen dafür, die Aktionen des Systems anzupassen. Sie vergleichen ihre aktuelle Performance mit einem Sollwert oder Referenzsignal und berücksichtigen Abweichungen.

Mit anderen Worten: Das Closed-Loop-System korrigiert automatisch seine Aktion basierend auf den Informationen und Rückmeldungen, die es empfängt. 

Was heißt das Prinzip des Closed-Loop-Systems übertragen auf den Menschen?

Übertragen wir das Prinzip des Closed-Loop-Systems auf den Menschen, finden wir die Aspekte der Metaperspektive und Außenperspektive. Menschen, die eine Beobachterposition einnehmen können, d. h. sich selbst beim Denken, Handeln und Fühlen beobachten, können sich steuern:

  • Eine Person hat ein Ziel (=Sollwert).
  • Sie bemerkt, dass das Ziel mit den bisherigen Strategien nicht erreichbar ist.
  • Nach einer Analyse der Zusammenhänge identifiziert sie eine denkbare Fehlerquelle.
  • Hier ändert sie ihre Strategie schrittweise (idealerweise in Abstufungen), bis das Ziel in Reichweite kommt und erreicht wird. 

Was ist ein Open-Loop-System?

Open-Loop-Systeme sind im Vergleich zu Closed-Loop-Systemen trivial. Ein Open-Loop-System enthält keine Rückmeldung über seine Leistung bzw. seinen Erfolg. Es folgt einem festen Satz vorprogrammierter Anweisungen (Programmlogik), um auf Benutzereingaben zu reagieren. Als Beispiel für ein Open-Loop-System kann ein DVD-Player dienen. Wenn das eingelegte Medium nicht kompatibel ist oder wegen eines Defekts nicht gelesen werden kann, wird das Open-Loop-System dies nicht explizit interpretieren oder rückmelden. Es wird immer wieder versuchen, die vorgegebene Programmlogik durchführen oder eine Fehlermeldung anzeigen. Das Open-Loop-System kann sich nicht selbst verändern oder selbst steuern.

Was heißt das Prinzip des Open-Loop-Systems übertragen auf den Menschen?

Übertragen wir das Prinzip des Open-Loop-Systems auf den Menschen, erkennen wir die Phänomene des Gedankenkreisens (Grübeln, Rumination, intrusive Gedanken) und auch Muster von Störungen aus dem affektiven Formenkreis.

Personen, die in einem depressiven, anankastischen, schizophrenen oder psychotischen Muster verharren, interpretieren die Rückmeldungen aus ihrem eigenen System nicht als „vom Sollwert abweichende und somit zu ändernde Werte“, sondern als Störung oder Krankheit.

Im Open-Loop-System der Depression soll das Umfeld einen Input liefern, der die Rückmeldung ausschaltet. Der Anspruch lautet: Mein System soll laufen, auch wenn die Voraussetzungen fehlen. Dies ist ein unerfüllbarer Auftrag, der in dieser und ähnlicher Form leider von vielen Therapeuten angenommen wird. So entstehen Endlosschleifen in Therpien und „austherapierte“ Menschen.

Ein Beispiel: Die permanente Niedergeschlagenheit wegen der Spätfolgen eines Traumas zur Krankheit umgedeutet. Es ist eine hochkompetente Leistung der Psychosomatik, ein eingefrorenes Trauma durch körperliche „Symptome“ wie Schmerzen oder tiefste, festsitzende Trauer und Panikattacken an den Menschen zu melden.

Kluge Therapeuten laden ihre Klienten dazu ein, aus einem Open-Loop-System ein mentales-emotionales Closed-Loop-System zu entwickeln. Fragende Therapeuten unterstützen ihre Klienten dabei, jede Rückmeldeschleife willkommen zu heißen, auch wenn sie im ersten Moment schmerzhaft ist. Nur eine bemerkte und intelligent interpretierte Rückmeldeschleife kann eine positive, produktive Veränderung des Systems in die Wege leiten.

„Gedankenwohnung“ ist ein mentales Closed-Loop-System

Im Modell der Gedankenwohnung bleiben alle Bestandteile des Systems, d. h. alle Gedanken, im System. Wenn z. B. aus dem Werkraum ein Ruf kommt, dass ein dort entstandenes Konzept zur Diskussion steht, so ist der Mensch eingeladen, sich das Konzept oder den Lösungsvorschlag anzusehen und ihn zu prüfen.

Wenn aus der „Rumpelkammer“ (das ist der Raum mit den intrusiven Gedanken) mehr Lärm ertönt als vertretbar, können diese Gedanken zur Entlastung auf die Wiese vor der Gedankenwohnung entlassen werden. Wie wilde Büffel können sie sich dort verausgaben, bis sie sich nach ihrem Ausflug wieder in ihrem Raum einziehen.

Was gilt im Closed-Loop-System – also in der Hausordnung der Gedankenwohnung?

In der Hausordnung der Gedankenwohnung gilt wie im Regelungskreislauf eines Closed-Loop-Systems: Alle Parameter aus dem vollständigen System fließen in die Überwachung der Sollwerte ein.

Zu den Sollwerten zählen hier z. B. gleichmäßiger Atem, erholsamer Schlaf, gedeihliche Begegnungen und Interaktionen mit anderen Menschen sowie eigenen inneren Anteilen bzw. Seiten.

Übersetzt auf die Hauswirtschaft im Kopf und in der Psyche heißt das:

  • Es ist eine friedliche Koexistenz zu bewahren.
  • Niemand wird abgewertet oder hinausgedrängt.
  • Alle (Gedanken) haben Platz, hier ungestört in Nachbarschaft zu leben. Auch bizarre Gedanken.
  • Es spricht nur, wer gerade gefragt ist.
  • Alle anderen Gedanken ziehen sich in ihre Räume zurück: Weil sie wissen, dass sie zur rechten Zeit gehört werden.
  • Wer laut wird (Rückmeldeschleife), bekommt höflichen Besuch und ein wertschätzendes Interview.

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