Kognitive Prozesse und Gedanken
Gedanken spielen eine wesentliche Rolle in kognitiven Prozessen, insbesondere in der Entscheidungsfindung. Vor einer Entscheidung sind Gedanken oft von Anreizen und Erwartungen geprägt, während sie nach einer Entscheidung auf die Umsetzung von Zielen fokussiert sind. Diese Unterschiede spiegeln sich auch in der kognitiven Leistungsfähigkeit wider, wobei in motivationalen Zuständen eine größere Aufnahmebereitschaft für neue Informationen besteht.
Systemische Analyse: Motivationale versus volitionale Zustände und ihre Relevanz für das Gedankenwohnung-Konzept
Die Forschung zeigt markante Unterschiede im Denkprozess zwischen Menschen, die vor einer Entscheidung stehen (motivationaler Zustand), und jenen, die eine getroffene Entscheidung umsetzen wollen (volitionaler Zustand). Diese Unterscheidung bietet wertvolle Einsichten für das Gedankenwohnung-Konzept. In der präsentierte Studie beschäftigten sich Personen im motivationalen Zustand vorrangig mit Anreizwerten verschiedener Optionen, Erfolgserwartungen und metamotivationalen Überlegungen. Im Gegensatz dazu konzentrierten sich Personen im volitionalen Zustand auf die konkrete Implementierung des gewählten Ziels.
Besonders bemerkenswert: Die Gedächtnisleistung zeigte sich im motivationalen Zustand erhöht, was als zustandsabhängige Steigerung der Aufnahmebereitschaft für neue Informationen interpretiert wird. Diese erhöhte kognitive Flexibilität vor Entscheidungen steht in direktem Kontrast zur fokussierten, aber eingeengten Informationsverarbeitung nach getroffenen Entscheidungen.
Diese Erkenntnisse korrespondieren direkt mit dem Gedankenwohnung-Modell: Der „Aufmerksamkeitszentrum“-Raum und der „Galerie“-Raum ermöglichen eine breite, offene Informationsaufnahme (motivationaler Zustand), während der „Werkraum“ die fokussierte Umsetzung fördert (volitionaler Zustand). Die bewusste Steuerung zwischen diesen mentalen Räumen ermöglicht einen systematischen Wechsel zwischen aufnahmebereiter Exploration und zielgerichteter Implementierung. Die räumliche Metapher der Gedankenwohnung bietet somit ein praktisches Werkzeug, um diese wissenschaftlich nachgewiesenen kognitiven Zustände bewusst zu nutzen und zwischen ihnen zu navigieren – je nachdem, ob eine offene Betrachtung von Optionen oder die fokussierte Umsetzung einer getroffenen Entscheidung ansteht.
Heckhausen, H., & Gollwitzer, P. (1987). Thought contents and cognitive functioning in motivational versus volitional states of mind. Motivation and Emotion, 11, 101-120.