Warum kann an unerwünschte Gedanken nicht willentlich blockieren?
Unerwünschte Gedanken können nicht dauerhaft willentlich blockiert werden, da die Fähigkeit zur Unterdrückung solcher Gedanken von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, darunter die Arbeitsgedächtniskapazität, das Alter, der Schlafzustand und die angewandten Kontrollstrategien.
Einflussfaktoren auf die Unterdrückung unerwünschter Gedanken
Arbeitsgedächtniskapazität: Personen mit höherer Arbeitsgedächtniskapazität sind besser in der Lage, unerwünschte Gedanken zu unterdrücken. Diese Fähigkeit ist jedoch nicht mit der Häufigkeit solcher Gedanken im Alltag oder mit negativen Stimmungen verbunden (Brewin & Smart, 2005; Brewin & Beaton, 2002).
Alter: Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit ab, unerwünschte Erinnerungen durch Inhibition zu regulieren. Ältere Erwachsene zeigen weniger Vergessen von unterdrückten Inhalten im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen (Anderson et al., 2011).
Schlafmangel: Schlafentzug beeinträchtigt die Fähigkeit, unerwünschte Gedanken zu unterdrücken, was zu einer erhöhten Anzahl von Gedankeneintritten führt. Schlafmangel stört die präfrontale Kontrolle über Gedächtnis- und Emotionsstrukturen (Harrington et al., 2019).
Kontrollstrategien: Die Unterdrückung von Gedanken kann kontraproduktiv sein und zu einem „Rebound“-Effekt führen, bei dem die unterdrückten Gedanken mit größerer Intensität zurückkehren. Alternativen wie fokussierte Ablenkung und Akzeptanz sind effektiver im Umgang mit unerwünschten Gedanken (Najmi et al., 2009; Macrae et al., 1994).
Mechanismen der Gedankenkontrolle
Proaktive und reaktive Kontrolle: Menschen neigen dazu, unerwünschte Gedanken reaktiv zu kontrollieren, nachdem sie aufgetreten sind, anstatt sie proaktiv zu verhindern. Es gibt jedoch latente proaktive Mechanismen, die helfen können, die Wiederholung von Gedanken zu vermeiden (Fradkin & Eldar, 2022).
Inhibitorische Kontrolle: Die Unterdrückung von Erinnerungen kann deren Einfluss auf spätere Gedankenprozesse reduzieren, indem sie die semantische Verarbeitung der unterdrückten Inhalte beeinflusst (Wang et al., 2019).
Die Fähigkeit, unerwünschte Gedanken willentlich zu blockieren, ist begrenzt und wird durch individuelle kognitive Fähigkeiten, Alter, Schlafzustand und die angewandten Strategien beeinflusst. Effektivere Ansätze als die reine Unterdrückung sind fokussierte Ablenkung und Akzeptanz, die helfen können, die negativen Auswirkungen unerwünschter Gedanken zu minimieren.
Wissenschaftlicher Hintergrund zu herkömmlichen Ansätzen
Brewin, C., & Smart, L. (2005). Working memory capacity and suppression of intrusive thoughts.. Journal of behavior therapy and experimental psychiatry, 36 1, 61-8. https://doi.org/10.1016/J.JBTEP.2004.11.006
Anderson, M., Reinholz, J., Kuhl, B., & Mayr, U. (2011). Intentional suppression of unwanted memories grows more difficult as we age.. Psychology and aging, 26 2, 397-405. https://doi.org/10.1037/a0022505
Brewin, C., & Beaton, A. (2002). Thought suppression, intelligence, and working memory capacity.. Behaviour research and therapy, 40 8, 923-30. https://doi.org/10.1016/S0005-7967(01)00127-9
Harrington, M., Ashton, J., Sankarasubramanian, S., Anderson, M., & Cairney, S. (2019). Losing Control: Sleep Deprivation Impairs the Suppression of Unwanted Thoughts. Clinical Psychological Science, 9, 97 – 113. https://doi.org/10.1177/2167702620951511
Fradkin, I., & Eldar, E. (2022). If you don’t let it in, you don’t have to get it out: Thought preemption as a method to control unwanted thoughts. PLoS Computational Biology, 18. https://doi.org/10.1371/journal.pcbi.1010285
Wang, Y., Luppi, A., Fawcett, J., & Anderson, M. (2019). Reconsidering unconscious persistence: Suppressing unwanted memories reduces their indirect expression in later thoughts. Cognition, 187, 78 – 94. https://doi.org/10.1016/j.cognition.2019.02.016
Najmi, S., Riemann, B., & Wegner, D. (2009). Managing unwanted intrusive thoughts in obsessive-compulsive disorder: relative effectiveness of suppression, focused distraction, and acceptance.. Behaviour research and therapy, 47 6, 494-503. https://doi.org/10.1016/j.brat.2009.02.015
Macrae, C., Bodenhausen, G., Milne, A., & Jetten, J. (1994). Out of mind but back in sight: Stereotypes on the rebound. Journal of Personality and Social Psychology, 67, 808-817. https://doi.org/10.1037/0022-3514.67.5.808
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